Sehr oft begegne ich in meiner Tätigkeit als Ernährungsberaterin dem Thema „Wurmkur“. Aber auch als Hundetrainerin werde ich sehr oft zu diesem Thema gefragt.
Viele Hundebesitzer sind extrem verunsichert. Das finde ich schade, denn eine Entscheidung, die aus Verunsicherung heraus getroffen wird, nur weil dieser oder jener dies oder das gesagt hat, wird immer eine Entscheidung mit einem unguten Gefühl im Bauch bleiben.
Aber nur wer Wissen hat, kann sich für sich entsprechend entscheiden.
Auch aus diesem Grund habe ich mir auf die Fahnen geschrieben UMFASSEND zu informieren. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.
Befassen wir uns zunächst einmal mit meiner ganz persönlichen Meinung und Erfahrung:
Es ist nicht möglich, einen Hund prophylaktisch durch die Gabe einer Wurmkur alle 3 – 4 Monate wurmfrei zu halten. Unmittelbar nach der Gabe einer Wurmkur kann der Hund sich erneut infizieren. Hierzu später im Text mehr.
Chemische Wurmkuren schädigen die Darmflora. Nach jeder Wurmkur ist ein Darmfloraaufbau zwingend erforderlich!
Barfen (biologisch artgerechtes rohes Futter) schafft bei einem gesunden Hund mit einem gesunden Immunsystem ohnehin ein eher wurmwidriges Klima im Darm. Wurmwidrig heißt jedoch NICHT, dass ein gebarfter Hund keine Würmer bekommen kann. Dies zu behaupten wäre ebenso falsch wie die Aussage, dass ein gebarfter Hund nicht krank werden kann.
Dennoch empfehle ich persönlich alle drei Monate eine Kotuntersuchung vornehmen zu lassen. Dazu müssen drei verschiedene Kothaufen des Hundes eingesammelt werden, dies deshalb, weil Würmer und Wurmeier nicht gleichmäßig ausgeschieden werden, mit diesen Kotproben kann der Tierarzt dann i. d. R. feststellen, ob ein Wurmbefall da ist. Und bei einem Befall ist eine chemische Wurmkur zwingend notwendig.
Soweit zu meiner persönlichen Empfehlung und meiner persönlichen Meinung.
Beleuchten wir nun konsequenter Weise einmal die andere Seite der Medaille:
Fakt ist, eine Wurmkur wirkt nicht, wie bereits erwähnt, prophylaktisch wie z. B. eine Impfung. Der Hund kann sich am Tag nach der Wurmkur wieder mit Wurmeiern infizieren. Und hier kommt der medizinische Begriff Präpatenzzeit ins Spiel.
Präpatenzzeit ist in etwa vergleichbar mit der Inkubationszeit bei ansteckenden Krankheiten. In unserem Fall ist die Präpatenzzeit die Zeit, bis der Hund selbst infektiöse Wurmstadien ausscheidet, die somit dann Menschen und andere Tiere gefährden könnten.
Während der Präpatenzzeit besteht KEINE Ansteckungsgefahr!
Jetzt KANN folgender rechnerische Fall eintreten:
Der Hund hat sich heute mit den Eiern einer Wurmart infiziert, die eine Präpatenzzeit von 61 Tagen hat.
Wenn nun eine DreiTage-Kotprobe untersucht wird, und zwar zufällig die von Tag 57, 58 und 59 nach der o. g. Infektion, dann ist diese Kotprobe negativ.
Der Besitzer bekommt vom Tierarzt Entwarnung, eine erneute Untersuchung wird für drei Monate später geplant.
Bereits nach zwei weiteren Tagen endet die Präpatenzzeit und nun beginnt der Hund mit der Ausscheidung infektiöser Wurmstadien und zwar für das gesamte nächste Vierteljahr, denn eine erneute Kotuntersuchung ist ja erst wieder in drei Monaten vorgesehen.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist der, dass viele Hundebesitzer die Kotuntersuchungen nicht konsequent alle drei Monate durchführen lassen. So kommt es, dass viele Tierärzte nicht ganz unberechtigt eine konsequente Wurmkur alle drei Monate empfehlen, denn wenn die Würmer im Kot des Hundes für einen Laien mit bloßem Auge zu erkennen sind, dann ist schon echt verdammt viel infektiöse Zeit ins Land gegangen und der Tierhalter wird viel zu spät tätig. Nicht alle infektiösen Wurmstadien sind im Übrigen mit bloßem Auge zu erkennen.
Also wenn Du Dich gegen eine generelle Gabe von Wurmkuren ohne Befund entscheidest, so achte bitte darauf, dass Du wirklich alle drei Monate eine Kotprobe von drei unterschiedlichen Haufen Deines Hundes beim Tierarzt untersuchen lässt. Und selbst dann bleibt immer noch das o. g. Restrisiko.
Aber auch mit einer regelmäßigen chemischen Wurmkur gibt es die totale Sicherheit nicht! Das wäre ja einfach (und wie ich immer so schön, auch als Fußballfan, zu sagen pflege: „Wenn es einfach wäre, würde es Fußball heißen“).
Bleiben wir bei dem o. g. Rechenbeispiel, jedoch gebe ich meinem Hund eine Wurmkur (ohne positive Kotuntersuchung) und diese plane ich dann auch in drei Monaten wieder zu verabreichen, dann bleibt rechnerisch das Risiko, dass der Hund ca. vier Wochen infektiöse Wurmstadien ausscheiden kann und die nächste chemische Wurmkur dann sicher greift. Dies ist zwar besser als knappe drei Monate, dennoch besteht das vorgenannte Risiko immer noch.
Ganz schön verzwickt das ganze Thema.
Somit bleibt die Entscheidung, welche Variante man wählt ganz beim Besitzer.
Fazit:
Der Besitzer hat folgende Möglichkeiten:
Keine Wurmkur ohne positive Kotuntersuchung
- Hier ist eine regelmäßige Kotuntersuchung von drei verschiedenen Haufen, mind. alle drei Monate, zwingend erforderlich!
- Es besteht bei ungünstigen Konstellationen dennoch die Gefahr, dass der Hund infektiöse Wurmstadien ausscheidet.
- Bei positivem Befund der Kotuntersuchung ist eine chemische Wurmkur ebenfalls unbedingt erforderlich!
Regelmäßige chemische Wurmkur auch ohne Kotuntersuchung
- Auch hier besteht dennoch im ungünstigsten Fall die Gefahr, dass der Hund infektiöse Wurmstadien ausscheidet.
- Eine chemische Wurmkur schädigt die Darmflora und damit das Immunsystem des Hundes – Krankheiten, Allergien und Unverträglichkeiten werden so gefördert.
- Nach jeder chemischen Wurmkur ist ein Darmfloraaufbau mit >>Probiotika<< unbedingt zu empfehlen um eine nachhaltige Beeinträchtigung des Immunsystems aufzufangen.
Ich hoffe Dir mit diesen Zeilen ein wenig die Entscheidung für Dich und Deinen Hund leichter zu machen.
Wichtig ist mir, dass Du Dich für Dich und Dein Herz und Gewissen entscheidest und dies ist nun einmal besser mit umfassenden Informationen möglich.
Denke daran: Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.
Sollten zu diesem Thema Fragen aufkommen, so scheu Dich nicht, uns zu >>kontaktieren<<!
Deine Ela Badewien